{"id":10163,"date":"2024-12-11T12:18:32","date_gmt":"2024-12-11T11:18:32","guid":{"rendered":"https:\/\/www.gabarcelona.com\/?p=10163"},"modified":"2024-12-11T12:18:32","modified_gmt":"2024-12-11T11:18:32","slug":"coderch-mediterrane-moderne","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.gabarcelona.com\/de\/blog\/coderch-mediterrane-moderne\/","title":{"rendered":"Jos\u00e9 Antonio Coderch und die mediterrane Moderne"},"content":{"rendered":"

Der katalanische Architekt trug ma\u00dfgeblich zur Neudefinition der modernen Architektur in der Nachkriegszeit und zur Wiederentdeckung der regionalen Baukunst bei<\/h2>\n
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Ugalde-Haus von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Guiding Architects Barcelona<\/p><\/div>\n

Ann\u00e4herung an Coderch<\/h2>\n

Das Jahr 2024 markiert den 40. Todestag von Jos\u00e9 Antonio Coderch de Sentmenat (1913\u20131984), einer Schl\u00fcsselfigur der Nachkriegsarchitektur in Barcelona. Auch wenn seine Person gelegentlich kontrovers diskutiert wurde, so betraf dies eher Aspekte seiner Pers\u00f6nlichkeit oder seine ideologischen Positionen als die Frage nach seinem baulichen Schaffen. Eine objektive Betrachtung seiner Bauwerke l\u00e4sst kaum Zweifel an seiner Bedeutung aufkommen. Coderch war ein au\u00dfergew\u00f6hnlicher Architekt und eine der einflussreichsten Pers\u00f6nlichkeiten der katalanischen und spanischen Architektur in der zweiten H\u00e4lfte des 20. Jahrhunderts.<\/p>\n

Coderchs Werk ist Teil eines Erneuerungsprozesses der modernen Architektur, in dem er sich auch international hervortun konnte. Nach seiner Ausbildung an der Architekturschule Barcelona (ETSAB) wurde Professor Josep Maria Jujol zu einem seiner ersten wichtigen Vorbilder. Jujol weckte in ihm das Interesse f\u00fcr vernakul\u00e4re Architektur und indirekt f\u00fcr die Arbeiten Antoni Gaud\u00eds. Nach einigen Berufsjahren setzte sich Coderch mit dem Verm\u00e4chtnis von Josep Llu\u00eds Sert und der Gruppe katalanischer Architekten und Techniker f\u00fcr den Fortschritt der zeitgen\u00f6ssischen Architektur (GATPAC) auseinander und untersuchte zugleich die Beitr\u00e4ge der organischen Architektur, insbesondere jener von Alvar Aalto. 1959 nahm er am letzten Internationalen Kongress f\u00fcr Neues Bauen (CIAM) teil und schloss sich dann dem von Aldo van Eyck und Alison und Peter Smithson ins Leben gerufenen Team X an, das die Nachfolge der CIAM antreten, jedoch mit neuen st\u00e4dtebaulichen Ans\u00e4tzen fortf\u00fchren sollte. Coderchs internationale Bedeutung liegt jedoch weniger in seiner Teilnahme an diesen Gruppen als vielmehr in seinem Werk begr\u00fcndet.<\/p>\n

Im Folgenden wollen wir auf herausragende und entscheidende Bauten in Coderchs Karriere zur\u00fcckblicken, wobei wir uns auf seine wertvollen Beitr\u00e4ge f\u00fcr die Stadt Barcelona konzentrieren und dabei versuchen, repr\u00e4sentative Beispiele f\u00fcr das breite Spektrum an Typologien aufzuzeigen, an denen der Architekt im Laufe seiner Karriere gearbeitet hat.<\/p>\n

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Wohnkomplex der Urquijo-Bank von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Guiding Architects Barcelona<\/p><\/div>\n

1951, Coderchs Annus mirabilis<\/em>: das Wunderjahr<\/h2>\n

In der Karriere einiger Architekten gibt es entscheidende Momente, die einen Wendepunkt markieren, wie etwa das Haus, das Luis Barrag\u00e1n 1947 f\u00fcr sich selbst baute. Doch nur wenige Beispiele sind so drastisch wie das von Jos\u00e9 Antonio Coderch. In seinem Fall stellte 1951 einen Meilenstein dar. In diesem Jahr war er an der Gr\u00fcndung der Gruppe R beteiligt, errichtete den spanischen Pavillon f\u00fcr die Triennale di Milano und entwarf mit dem Ugalde-Haus und dem Wohnbau f\u00fcr das Instituto Social de la Marina (Sozialanstalt der Marine) in der Barceloneta zwei Werke, die die Architektur in Spanien und Katalonien nachhaltig ver\u00e4ndern sollten.<\/p>\n

Die Gruppe R war der erste Versuch katalanischer Architekten, das rationalistische Erbe des GATPAC aufzunehmen und dabei lokale Bautraditionen einzubinden. Zu den Gr\u00fcndungsmitgliedern geh\u00f6rten bedeutende Fachleute wie Josep Maria Sostres, Antoni de Moragas, ein junger Oriol Bohigas und Manuel Valls, langj\u00e4hriger Partner von Coderch.<\/p>\n

Der Mail\u00e4nder Pavillon hingegen galt als Br\u00fcckenschlag zwischen Kunst, moderner Architektur und Tradition, aber auch als \u00dcberwindung einer b\u00fcrokratischen Herausforderung, da die Beh\u00f6rden versuchten, die spanische Pr\u00e4senz auf der Veranstaltung und insbesondere Coderchs Teilnahme zu boykottieren. Die Auswahl der im Pavillon gezeigten Bilder war ebenfalls ein Hinweis auf die Wege, die Coderch zu beschreiten plante: traditionelle ibizenkische Architektur, Werke von Gaud\u00ed und die Kunst von Joan Mir\u00f3.<\/p>\n

Trotz einiger bemerkenswerter Ausnahmen, wie dem Ferrer-Vidal-Haus auf Mallorca (1946), scheint Coderchs Werk vor seinem Annus mirabilis<\/em> aus heutiger Sicht zu sehr der volkst\u00fcmlichen Architektur verhaftet zu sein, was seinen Ausschluss aus einigen Monografien erkl\u00e4rt. Tats\u00e4chlich macht Coderch um das Jahr 1951 einen qualitativen Sprung, den nur sehr aufmerksame Beobachter h\u00e4tten voraussehen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Das Ugalde-Haus, ein gebautes Manifest<\/h2>\n

Das auf einem dem Meer zugewandten H\u00fcgel in Caldes d’Estrac gelegene Ugalde-Haus (1951-53), wurde sofort zu einem Bezugspunkt, sowohl in der Region als auch in Europa. Im Einklang mit den Prinzipien der Gruppe R war es eines der ersten gebauten Projekte, das Elemente der mediterranen Tradition in ein eindeutig \u201emodern\u201c wirkendes Werk integrierte. Die asymmetrische Komposition und die durch Kragstrukturen geschaffenen \u00dcbergangsr\u00e4ume verbinden sich mit wei\u00df gestrichenen Sichtsteinmauern, verputzten W\u00e4nden und Keramikb\u00f6den. Dieser Mix markierte eine neue Str\u00f6mung in der modernen Bewegung weltweit, die begann, sich von einem transnationalen Rationalismus abzuwenden, um regionale Identit\u00e4ten durch lokale Baukultur zu erkunden, wie dies in Le Corbusiers Jaoul-H\u00e4usern (1951\u201355) oder Josep Llu\u00eds Serts Atelier f\u00fcr Joan Mir\u00f3 in Palma (1956) zu sehen ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das Ugalde-Haus f\u00fcr Coderch und Valls nicht nur eine R\u00fcckbesinnung auf die Wurzeln bedeutete, sondern auch ein Manifest ihrer Zugeh\u00f6rigkeit zur modernen Architektur darstellte, da es sich ausdr\u00fccklich von der leicht pittoresken Tendenz ihrer fr\u00fcheren Arbeiten distanzierte.<\/p>\n

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Ugalde-Haus von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Guiding Architects Barcelona<\/p><\/div>\n

Es ist nicht ganz einfach, Vorl\u00e4ufer f\u00fcr das Ugalde-Haus zu finden, insbesondere unter den gro\u00dfen Vetretern der organischen Architektur. Sowohl Fallingwater (1936) von Frank Lloyd Wright als auch die Villa Mairea (1939) von Alvar Aalto weisen Gemeinsamkeiten mit Coderchs Projekt auf, wie etwa eine harmonische Beziehung zur Umgebung oder Mauern mit rustikalen Oberfl\u00e4chen. Gleichzeitig aber bestehen auch un\u00fcberbr\u00fcckbare Unterschiede: beginnend bei der Standortstrategie, die darauf abzielt, die vorhandenen B\u00e4ume zu erhalten und die privilegierte Aussicht optimal zu nutzen; oder in der Unregelm\u00e4\u00dfigkeit des Grundrisses, bei dem die Kombination aus polygonalen und geschwungenen Formen sowohl auf spezifische topografische Gegebenheiten reagiert als auch auf den Wunsch, den Genius Loci einzufangen. Das Ergebnis ist ein Geb\u00e4ude, das, sofern \u00fcberhaupt m\u00f6glich, noch organischer ist als die Werke der Meister dieser Str\u00f6mung.<\/p>\n

Das Ugalde-Haus war das erste einer Reihe bemerkenswerter Einfamilienh\u00e4user, die Coderch und Valls in den folgenden Jahrzehnten entwerfen sollten, obwohl keines davon so freie und unregelm\u00e4\u00dfige Geometrien wie dieses ikonische und innovative Wohnhaus aufweisen w\u00fcrde.<\/p>\n

Das ISM-Geb\u00e4ude in der Barceloneta: Sozialwohnungen mit Charakter<\/h2>\n

Wenn ein Werk von Coderch noch mehr Einfluss hatte als das Ugalde-Haus, dann war es das Apartmentgeb\u00e4ude, das er f\u00fcr das Instituto Social de la Marina (ISM, Sozialanstalt der Marine) in der Barceloneta (1951\u20131954) entwarf. Alles deutet darauf hin, dass die Grundrisse der Wohnungen den Ausgangspunkt f\u00fcr die Gestaltung bildeten. Eine zentrale Erschlie\u00dfungsachse definiert eine symmetrische Raumaufteilung, die jedoch durch eine Vielzahl schr\u00e4ger W\u00e4nde, welche verwinkelte R\u00e4ume schaffen, labyrinthisch wirkt. Das Ergebnis ist ein \u00fcberraschendes Zusammenspiel unregelm\u00e4\u00dfiger Formen, in denen Ankl\u00e4nge an Antoni Gaud\u00ed zu erkennen sind. Als weitere Referenzen f\u00fcr dieses Projekt w\u00e4ren einige Architekten zu nennen, die in der Nachkriegszeit in Norditalien t\u00e4tig waren, insbesondere Ignazio Gardella (z. B. das Borsalino-Geb\u00e4ude in Alessandria, 1948\u201352), was auf Coderchs enge Verbindungen zu Gio Ponti und dem Mail\u00e4nder Umfeld zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.<\/p>\n

Obwohl die Idee einer dreiteiligen Komposition klassischer Herkunft ist, zeigt die unorthodoxe Beziehung zwischen dem polygonalen Volumen, dem zur\u00fcckgesetzten Sockel und dem vorspringenden Gesims eindeutig moderne Z\u00fcge. Der formale Ausdruck der Fassaden ist durch eine \u00e4hnliche Verschmelzung von Modernit\u00e4t und Tradition gekennzeichnet. Traditionelle Elemente und Materialien wie Jalousien oder Keramikfliesen werden zu durchgehenden vertikalen B\u00e4ndern neu interpretiert. Stein findet sich ebenfalls im Sockel und in den tragenden W\u00e4nden, die in den Innenr\u00e4umen sichtbar sind und zu dem vom Architekten angestrebten landestypischen Akzent beitragen.<\/p>\n

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Apartmentgeb\u00e4ude f\u00fcr das Instituto Social de la Marina von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Guiding Architects Barcelona<\/p><\/div>\n

Das Senillosa-Haus, ein mediterranes Stadthaus<\/h2>\n

Das Senillosa-Haus in Cadaqu\u00e9s (1956) unterscheidet sich von anderen Projekten Coderchs durch sein Format, das stark von der Lage und der Umgebung gepr\u00e4gt ist. Noch ausschlaggebender als der vernakul\u00e4re Kontext des Dorfes ist der deutliche H\u00f6henunterschied zwischen den beiden Stirnseiten des Grundst\u00fccks. Das Ergebnis ist ein kompaktes Geb\u00e4ude, das sich vertikal zwischen Brandw\u00e4nden entwickelt, im Stil eines englischen Stadthauses, jedoch mit einer hochraffinierten mediterranen Sprache, bei der sich geschlossene W\u00e4nde und Glasfl\u00e4chen in der Fassade abwechseln. Von au\u00dfen wirkt das geneigte Dach nicht allzu verschieden von den horizontalen Platten der Balkone, doch im Inneren ist es entscheidend f\u00fcr den Charakter des Wohnzimmers, der zus\u00e4tzlich durch den Kamin und eine freiliegende Steinwand betont wird. Laut Carlos Ferrater war der Besuch dieses scheinbar einfachen Projekts ausschlaggebend f\u00fcr seine eigene Berufswahl.<\/p>\n

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Senillosa-Haus von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Jos\u00e9 Hevia Blach, Arxiu Hist\u00f2ric del COAC<\/p><\/div>\n

Die Trade Towers, ein neues Modell f\u00fcr B\u00fcrogeb\u00e4ude<\/h2>\n

Die Trade Towers (1965-71) erscheinen auf den ersten Blick wie eine Z\u00e4sur in Coderchs Karriere, denn die allgegenw\u00e4rtige Vorhangfassade scheint dem orthodoxen Rationalismus viel n\u00e4her zu stehen als dem mediterranen Geist. Zun\u00e4chst muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine ungew\u00f6hnliche Typologie in seinem Repertoire handelt; eine genauere Analyse des Projekts wird dann zeigen, dass es eine Neuinterpretation seiner \u00fcblichen Ans\u00e4tze darstellt. Der Geb\u00e4udekomplex befindet sich in Les Corts, in der N\u00e4he der Kreuzung zweier stark befahrener Stra\u00dfen, und besteht aus vier zw\u00f6lfst\u00f6ckigen gekurvten B\u00fcrot\u00fcrmen, die scheinbar zuf\u00e4llig angeordnet sind, wobei drei von ihnen durch ein zweist\u00f6ckiges Volumen verbunden sind.<\/p>\n

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Trade Towers von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Llu\u00eds Casals, Arxiu Hist\u00f2ric del COAC<\/p><\/div>\n

Wie sich am Geb\u00e4udekern ablesen l\u00e4sst, basieren die Grundrisse der T\u00fcrme auf einem Quadrat. Wird diese Form auf den Geb\u00e4udeumfang ausgedehnt, erh\u00e4lt sie eine regelm\u00e4\u00dfige Wellenform, bei der sich konkave und konvexe Formen abwechseln. Dieser Ansatz erinnert an die ersten von Mies van der Rohe (1920) entworfenen Wolkenkratzer, als er gerade begann, sich vom Expressionismus zu distanzieren. Obwohl es in diesem Fall schwierig ist, spezifische lokale Elemente auszumachen, l\u00e4sst sich erahnen, dass die Trade Towers Bez\u00fcge zum Rationalismus, Expressionismus, zu organischer Architektur und sogar zum Jugendstil aufweisen. Die Kombination aus urbaner Anbindung und moderater Gr\u00f6\u00dfe mit den Formen und der Gestaltung der T\u00fcrme verleiht dem Ensemble einen freundlichen, ja fast spielerischen Charakter \u2013 besonders wenn man die Turmspitzen betrachtet, die an Kinderspielzeug erinnern.<\/p>\n

Die Wohnanlage der Urquijo-Bank: auf dem Weg zu einem neuen Paradigma<\/h2>\n

Der Wohnkomplex Urquijo im Viertel Sant Gervasi (1967-72) entspricht einer zweiten, besonders erfolgreichen Phase in Coderchs Karriere, aus der auch das Girasol-Geb\u00e4ude in Madrid (1966) hervorsticht. Seit dem Geb\u00e4ude in der Barceloneta hatte der Architekt weiterhin Wohnprojekte entwickelt, die zu herausragenden Ergebnissen f\u00fchrten, wie etwa das Mehrfamilienhaus in der Stra\u00dfe Johann Sebastian Bach in Barcelona (1958). Obwohl er in den 1960er Jahren weiterhin das Ziel verfolgt, Moderne und Tradition zu vereinen, zeigen seine Geb\u00e4ude in Madrid und Sant Gervasi eine neue Experimentierfreudigkeit, die sich vor allem in den Grundrissen und der Raumaufteilung niederschl\u00e4gt.<\/p>\n

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Wohnkomplex der Urquijo-Bank von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Guiding Architects Barcelona<\/p><\/div>\n

Das Geb\u00e4ude der Urquijo-Bank ist das erste in einer Reihe von Entw\u00fcrfen, die auf versetzten Grundrissen basieren. Sechs Geb\u00e4ude mit f\u00fcnf und sechs Stockwerken sind symmetrisch auf einem abfallenden Gel\u00e4nde verteilt, wodurch sorgf\u00e4ltig gestaltete halb\u00f6ffentliche Bereiche zwischen ihnen entstehen und eine optimale Integration in die st\u00e4dtische Umgebung auf Fu\u00dfg\u00e4ngerebene gew\u00e4hrleistet wird. Wie bei fr\u00fcheren Projekten sind die Wohnbl\u00f6cke symmetrisch um eine Erschlie\u00dfungsachse angeordnet, aber in diesem Fall sind die Wohnungen gr\u00f6\u00dfer und alle W\u00e4nde verlaufen orthogonal. Die Gliederung der Bauk\u00f6rper greift den versetzten Grundriss auf und f\u00fchrt zu einer Aneinanderreihung gerader Prismen, die an eine Zikkurat erinnern. Der Materialcharakter der Geb\u00e4ude wird durch die Verwendung von Sichtmauerwerk und eine Neuinterpretation des traditionellen Fensterladens, der hier in vertikale Streifenlamellen aus Holz umgewandelt wurde, unterstrichen.<\/p>\n

Diesem Geb\u00e4ude folgte kurz darauf das Projekt Cocheras de Sarri\u00e0 (1968), in dem Coderch die im Wohnkomplex der Urquijo-Bank erprobten formalen, funktionalen und st\u00e4dtebaulichen Prinzipien weiterentwickelte. Im Cocheras-Komplex wurde der halb\u00f6ffentliche Raum zwischen den Bl\u00f6cken vergr\u00f6\u00dfert, deren Anzahl und damit auch die der Wohnungen vervielfacht, w\u00e4hrend die Staffelung der Grundrisse und Bauk\u00f6rper sowie die Verwendung von Sichtmauerwerk beibehalten wurden.<\/p>\n

Die Erweiterung der ETSAB, Coderchs letztes kreatives Statement<\/h2>\n

Die Erweiterung der ETSAB, der Architekturschule von Barcelona (1978\u201384), sticht unter den letzten Projekten Coderchs hervor. Das Werk zielt darauf ab, einen bewussten Kontrast zum bestehenden Geb\u00e4ude von 1961 zu schaffen und strotzt nur so vor Erfindungsreichtum und Freiheit. Die architektonische Intervention konzentriert sich auf zwei Elemente: eine zus\u00e4tzliche vertikale Erschlie\u00dfung f\u00fcr das Bestandsgeb\u00e4ude sowie einen zweigeschossigen horizontalen Bauk\u00f6rper, der Klassenr\u00e4ume und Werkst\u00e4tten beherbergt, die durch eine gro\u00dfz\u00fcgige zentrale Lobby miteinander verbunden sind. Sein kritischer Standpunkt gegen\u00fcber dem traditionellen Lehr- und Lernraum spiegelt sich in einem kurvilinearen, den Grundriss bestimmenden Raumelement wider. Die Verwendung von Sichtziegeln unterstreicht den organischen Charakter des Volumens, das als rhythmische Abfolge von wellenf\u00f6rmigen, geschlossenen W\u00e4nden in Erscheinung tritt, die von vertikalen \u00d6ffnungen unterbrochen werden. Das Ergebnis ist eines der skulpturalsten und abstraktesten Geb\u00e4ude des Teams Coderch und Valls.<\/p>\n

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Erweiterung der ETSAB von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Llu\u00eds Casals, Arxiu Hist\u00f2ric del COAC<\/p><\/div>\n

Neben der \u00fcblichen Verbindung zur lokalen Architektur finden sich in diesem Werk zahlreiche Referenzen: die Amsterdamer Schule, Erich Mendelsohn (Einsteinturm, 1921), Alvar Aalto (Haus der Kultur in Helsinki, 1958) sowie Meister des katalanischen Jugenstils wie Jujol und Gaud\u00ed (Schule der Sagrada Familia, 1909). All diese potenziellen Einfl\u00fcsse mindern selbstverst\u00e4ndlich nicht das \u00e4u\u00dferst originelle Ergebnis. Die ETSAB-Erweiterung bildet den symbolischen H\u00f6hepunkt in Coderchs produktiver Karriere und schlie\u00dft den Bogen, der mit dem Ugalde-Haus begann.<\/p>\n

Coderchs lokales und universelles Verm\u00e4chtnis<\/h2>\n

Jos\u00e9 Antonio Coderch de Sentmenat trug wesentlich dazu bei, die Architektur des 20. Jahrhunderts zu ver\u00e4ndern, indem er sie den Menschen durch Strategien der Humanisierung und durch stets pr\u00e4zise und transzendente Verweise auf das Erbe der mediterranen Tradition n\u00e4herbrachte und ein ausgekl\u00fcgeltes Gleichgewicht zwischen dem Vernakul\u00e4ren und der Moderne erreichte. Wie Frampton feststellte, erwies sich dieser theoretische Ansatz als \u00fcbertragbar auf verschiedene kulturelle Realit\u00e4ten, so dass sein Einfluss viele andere L\u00e4nder erreichte. Dies verhinderte jedoch nicht, dass sich sein Einfluss besonders in der zeitgen\u00f6ssischen spanischen Architektur bemerkbar macht. Coderchs Handschrift ist sowohl im theoretischen Ansatz als auch in den Entw\u00fcrfen zahlreicher prominenter Architekten der letzten Jahrzehnte abzulesen: in Ricardo Bofills Walden 7 (1975), im Bankinter-Geb\u00e4ude in Madrid (1977) oder der Beulas-Stiftung in Huesca (2005) von Rafael Moneo, im Sant Just Park (1977) oder Lesseps-Geb\u00e4ude (2007) von Carlos Ferrater, ganz zu schweigen von seinem weniger offensichtlichen Einfluss auf Architekten wie Enric Miralles oder Josep Llin\u00e0s.<\/p>\n

Die gebauten Werke von Jos\u00e9 Antonio Coderch kennenzulernen, ist ein Muss f\u00fcr alle, die die Entwicklung der katalanischen Architektur im 20. Jahrhundert in ihrer Tiefe verstehen m\u00f6chten. Gleichzeitig bietet es die Gelegenheit, weniger medienpr\u00e4sente Werke zu entdecken, die ebenso suggestiv und faszinierend sind wie die von Gaud\u00ed, Sert oder Miralles. Wir laden Sie ein, an unserer Tour Moderne Klassiker<\/a> teilzunehmen oder ein individuelles Programm anzufordern. In jedem Fall empfehlen wir Ihnen dringend, die Geb\u00e4ude von Jos\u00e9 Antonio Coderch de Sentmenat bei Ihrem n\u00e4chsten Besuch in Barcelona nicht zu auszulassen.<\/p>\n

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Wohnhaus in der Stra\u00dfe Johann Sebastian Bach von Jos\u00e9 Antonio Coderch, \u00a9 Guiding Architects Barcelona<\/p><\/div>\n

Text: Pedro Capriata<\/p>\n<\/div>

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LITERATURVERZEICHNIS<\/p>\n

Capitel, A. (2023) <\/span>Arquitecturas espa\u00f1olas en el siglo X<\/span><\/i>X. Abada Editores.<\/span><\/p>\n

Centre Obert d\u2019Arquitectura (s.f.) <\/span>ArquitecturaCatalana.Cat<\/span><\/i>.
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Frampton, K. (1992). <\/span>Modern Architecture. A Critical History.<\/span><\/i> Thames and Hudson.<\/span><\/p>\n

Fundaci\u00f3n Docomomo Ib\u00e9rico (s.f.) <\/span>Jos\u00e9 Antonio Coderch de Sentmenat<\/span><\/i>.
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https:\/\/docomomoiberico.com\/autoria\/jose-antonio-coderch-de-sentmenat\/<\/span><\/a><\/p>\n

La casa Ugalde (s.f.) <\/span>
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